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Selbstfürsorge durch die innere Mutter

Selbstfürsorge durch die innere Mutter erfahren

So wie wir uns das mit der Selbstfürsorge gedacht haben, funktioniert das nicht. Martin Bertsch zeigt, wie wir echte Selbstfürsorge durch die innere Mutter erfahren und uns selber das geben können, was wir wirklich brauchen. (siehe auch Artikel zum inneren Vater)

So wie wir uns das mit der Selbstfürsorge gedacht haben, funktioniert das nicht

Selbstfürsorge ist eigentlich ein Widerspruch in sich. Selbstfürsorge bedeutet, dass es einen Befürsorger gibt und einen Fürsorgeempfänger und dass beides Teile von mir sind. Genau genommen würde es also heissen: „Ein fürsorglicher Teil in mir bekümmert einen bedürftigen Teil in mir.“ (Es würde an dieser Stelle den Rahmen sprengen, genauer zu erörtern, wer ich eigentlich selber bin und ob ich selber Fürsorge benötige oder geben kann, und nicht einfach nur stiller Beobachter einer Szenerie meiner inneren und äusseren Welt bin…)

Selbstfürsorge wie wir uns das bislang gedacht ist zwar wohl gemeint, aber bleibt dann ein leerer Vorsatz, wenn wir nicht tiefer in unserer Seele den Teil begegnen, der uns als Helferin und Kümmererin erscheint: unsere innere Mutter.

Die Schrittweise Erkenntnis des multiplen Menschen

Die Erkenntnis, dass der Mensch aus mehreren Teilen besteht, ist alt. (Stichwort von Goethes Faust: „Zwei Seelen wohnen, ach, in meiner Brust“). In der Psychologie setzte dieses Konzept seit Sigmund Freud Schritt für Schritt zu einem langen Siegeszug an. Die Schritte können wie folge beschrieben werden:

  1. Sigmund Freud beschreibt in seinem Strukturmodell der Psyche (oder ‚Drei-Instanzen-Modell‘) drei Schichten der menschlichen Psyche: das ‚Ich‘, das Über-Ich‘ und das triebhafte ‚Es‘.
  2. Carl Gustav Jung bevölkerte die menschliche Seele mit seinen Archetypen in bedeutender Weise.
  3. Bis dahin blieben die seelischen Teile des Menschen unzugänglich und abstrkt. Es blieb einem weiteren Schüler Sigmund Freuds vorbehalten, hier bedeutende Entwickungen anzustossen. Roberto Assagioli schuf in seiner Methode der Psychosynthese direkte Zugänge zu inneren Teilen und gab damit wichtige Anstösse für die Weiterentwicklung der Psychotherapie.
  4. In der humanistischen Psychologie, insbesondere der Gestalttherapie, wurden diese Impulse zum Beispiel im inneren Dialog breit umgesetzt.
  5. Die systemische Therapie vertiefte diese Ansätze gerade auch in der Arbeit von Richard C. Schwartz.
  6. Schliesslich kam es zu einer breiten Adaption des Konzeptes, etwa in der Ego State Therapie.

Diese spannende Entwicklung führte zu einem immer breiteren Verständnis der menschlichen Psyche, brachte aber auch etliche Schwierigkeiten mit sich.

Kritik an der uneingeschränkten Mulitplizität des Menschen

Die zunehmende Ausdifferenzierung der psychischen Teile brachte aus meiner Sicht aber auch etliche Herausforderungen und Schwierigkeiten mit sich. So setzte eine Tendenz ein, bei der man vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr sah. Oder genauer gesagt führte die zunehmende Komplexität der psychischen Teile dazu, dass die Gesamtstruktur und das Zusammenwirken der Teile nicht mehr beachtet wurde.

Aus diesem Grund ist es aus meiner Sicht wichtig, beides, die Komplexität und die Struktur im Auge zu behalten und zwischen den Polen ein Gleichgewicht zu schaffen. In meiner Arbeit zeigte sich, dass gerade das Zusammenwirken der psychischen Teile im Gesamtkonstrukt der Seele äusserst bedeutsam ist. Die Reduktion der Teile auf eine innere Familie erscheint in diesem Kontext als sinnvoll.

Lebensmatrix und innere Familie

Die Arbeit mit der Lebensmatrix erlaubt zudem einen direkten Zugang zur Körper- und seelischen Raum-Ebene für Veränderungsarbeit. In Bezug auf die innere Helferin oder innere Mutter erscheint mir zudem ein Aspekt als besonders bedeutsam.

Loslösung von der biografischen Mutter

Die Mutter ist die engste und stabilste Bezugsperson des heranwachsenden Menschen. Die Beziehung zwischen Mutter und Kind beginnt schon lange vor der Geburt. Diese enge Bindung ist natürlicherweise zunächst geprägt von einer Asymmetrie: Das Kind ist in einer abhängigen Position, die Mutter umsorgt das Kind und erfüllt seine Wachstumsbedürfnisse.

Der heranwachsende Mensch gewinnt durch Reifung zunehmend körperliche, seelische und geistige Autonomie. Die Gefahr besteht durch eine mangelnde Reifung, dass auch im Erwachsenenalter Abhängigkeiten weiterbestehen und eine Beziehung auf Augenhöhe dadurch erschwert ist.

Erwachsen werden bedeutet, vollumfänglich für seine körperlichen, seelischen und geistigen Bedürfnisse aufzukommen und Abhängigkeiten aufzulösen. Diese Loslösung fällt vielen besonders bei der Mutter schwer. Sie ist auch nur vollständig umsetzbar, wenn wir selber uns umsorgen können, dass heisst, wenn wir uns selber Mutter sein können. Dies ist der Moment der bewussten Beziehungsgestaltung zur inneren Mutter, der Begegnung mit unserem helfenden und fürsorglichen Teil in uns.

Begegnung mit dem Archetypus der Mutter

Die innere Mutter wurde seit jeher in Religions-Kulturen verehrt als göttliche Mutter und spendete so Unzähligen Trost.

Seit jeher ist die innere Mutter im Aussen in unterschiedlichen Religionen, Mythen und Geschichten verehrt worden und war eine Zuflucht für Menschen in seelischer Not. Die innere Mutter ist also keine Neu-Erfindung der Psychologie, sondern eine Wiederentdeckung in einer säkularisierten Welt von einem existenziellen Teil, der Untrennbar mit dem Leben schlechthin verbunden ist.

Mehr als Selbstfürsorge durch die innere Mutter

Die innere Mutter kann verschiedene Erfahrungen begünstigen. Zunächst ist es eine Wohltat, innere Zuwendung zu bekommen. Die Begegnung mit der inneren Mutter birgt aber mehr als nur ein Genährt-Werden. In einem erweiterten Sinne kann aus dieser Begegnung auch eine gesunde Selbstregulation entstehen. Nämlich dann, wenn einem die Mutter auch bremst und vor Überforderung oder Aktionismus bewahrt. Insofern hat die innere Mutter eine wichtige Funktion der Selbstregulation. In Kursen (insbesondere Jahresgruppe Lebensmatrix Februar) und Coachings der Visions Schmiede GmbH können diese Zugänge der Selbstfürsorge der inneren Mutter und des inneren Vaters unterstützt werden.

Ausblick und Schlusswort von Beyond, Tina Turner

Ein wunderbarer Song von ‚Beyond‘ mit Tina Turner fasst die Begegnung mit der inneren Mutter sehr schön zusammen.

Eine Botschaft der inneren Mutter von Tina Turner und Beyond