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Selbstermächtigung als politische Kraft

In diesem Artikel zeigt Martin Bertsch Zusammenhänge auf zwischen inneren psychischen und politischen und gesellschaftlichen Zuständen in der Gegenwart. Die Selbstermächtigung ist eine wichtige psychische Eigenschaft. Selbstermächtigung ist aber auch eine politische Kraft.

Der Ukraine-Krieg als Sinnbild für selbstentmächtigte Menschen

Der Ukraine Krieg macht sichtbar, was sich in den letzten Jahrzehnten auf der politischen Bühne abzeichnete: Die weltweite Demokratie-Bewegung ist ins Stocken geraten und zeigt immer mehr Zerfallserscheinungen. Autokratien oder sogar Kleptokratien haben Aufwind. Diese politischen Megatrends keimen aber auf dem Boden der einfachen Bürger, die Prozesse aktiv, vielmehr aber noch passiv zulassen und die Geschicke so ungewollt und unbewusst mitsteuern. 

Das Scheitern des Siegeszuges der Demokratie in der Welt

Vor mehr als dreissig Jahren gingen führende Politikwissenschaftler wie der Amerikaner Francis Fukuyama davon aus, dass die liberale Demokratie im Verbund mit dem Kapitalismus zeitnah den weltweiten Siegeszug antreten wird. Heute belehrt uns die Gegenwart eines anderen (vgl. Demorakie-Index Wikipedia)

Bereits vor Putins wahnhafter Offenbarung einer Wiederherstellung des Sowjetimperiums setzte in Russland ein Zerfall der Demokratie ein. Putin machte dann schnell klar, dass Opposition und freie Meinungsäusserung nicht erwünscht sind. Die verheerenden politischen Ideologien von Putin und seiner Entourage gewannen indes an Fahrt mit dem Aufstreben der russischen Öl- und Gas-Wirtschaft, die das monetäre Rückgrat der russischen Kriegswirtschaft ist. 

Auch das amerikanische Imperium ist indes auf dem besten Weg, seine Klassifizierung einer funktionierenden Demokratie zu verlieren und in einen Status einer defizitären Demokratie zu fallen (vgl. Demokratie-Index). Populismus und eine tiefe politische Kluft entzweien das «Land der Freiheit» mehr und mehr. 

Es erscheint ungeheuerlich, wie harte Autokraten sich auf Kosten der einfachen Landsleute bereichern und eine kleine Clique von Machthabern die Geschicke eines Landes aus purem Eigennutz heraus lenken. 

Die Politik als Ergebnis der psychischen Zustände der Menschen

Aus integraler Sicht ist es aber zu einfach, nur mit dem Finger auf amtierende Machthaber zu weisen. Eine Veränderung beginnt ja bekanntlich immer mit uns selbst. Deswegen hier die sowohl unangenehme wie auch wegweisende Frage: Wie ist es möglich, dass Autokratien oder Kleptokratien auf der Welt im Vormarsch sind, und was hat das mit mir zu tun? Wie ist es erklärbar, dass Menschen sich zu ihren Ungunsten ausbeuten lassen und sich Machthaber wie eine Krake über ihre unfreiwilligen Gönner legen können? Wie kann man sich eine derartige Passivität der Bevölkerungs-Basis, ja einen derartigen Masochismus erklären?

Offenbar fällt es uns schwer, selber für unsere Rechte einzustehen, andere zurechtzuweisen und unsere Bedürfnisse ernst zu nehmen. Offenbar sind wir, die demokratische Basis, schwächer geworden und willfährig, beeinflussbar, bereit, sich ausnutzen zu lassen. Offenbar sind wir bereit, unserem Einfluss zu entsagen und Macht abzugeben. Denn Mächtige gibt es nur da, wo es Schwache und Ohn-Mächtige gibt. 

Eine „entvaterte“ Gesellschaft als Nährboden für Totalitarismus und Tyrannei

Es führt an dieser Stelle zu weit, um gebührend dieses Ungleichgewicht ausführen zu können. Anstelle dessen soll dennoch angedeutet werden, dass unsere kleinbürgerliche postindustrielle Gesellschaft mit meist abwesenden Vätern, vielfach unterbetreuten und zu wenig selbstbestätigten Kindern und möglicherweise nicht zuletzt zu wenig angebundenen und dadurch geschwächten Kleinkinden nicht ausreichend Kraft finden, sich selber zu ermächtigen im Leben und ein lebendiger Baustein einer freiheitlichen Demokratie zu sein. Mehr dazu im Blog „Zu einem starken inneren Vater„.

Als Coach bin ich des öfteren erschüttert darüber, wie wenig KlientInnen noch ein Gefühl dafür haben, dass sie selber über ihr Leben bestimmen und ihre Geschicke lenken können. Viele sind gefangen in einem Opferbewusstsein, einem grausamen Hamsterrad, das niemanden so leicht entkommen lässt. 

Gandhi als Beispiel der Selbstermächtigung als politische Kraft

Aus integraler Sicht ist es hier dringend angezeigt, aufzustehen wie etwa Gandhi zum Recht gestanden ist und die Kolonialherren vertrieben hat. 

Gandhi: Ein gewaltloser Revolutionär

Nicht jedeR ist ein Gandhi. Klar. Aber es täte uns gut, unsere Kraft der Selbstermächtigung (oder Selbstwirksamkeit) zu aktivieren und die Geschicke der Welt mehr aus uns selbst heraus wieder zu lenken, die Selbstermächtigung als politische Kraft zu leben.

Diesem Thema ist übrigens auch unser Jahres-Start-Workshop der Jahresgruppe Lebensmatrix gewidmet. Genau hier kann ein erster Schritt in diese Richtung getan werden.

Filmtipps zum Thema Erweckung der Selbstermächtigung und Vater-Kraft in uns

Verschiedene andere Filme stimmen auf dieses Thema ein. Wenn wir uns den Filminhalten ganz öffnen („integrales Fernsehen“), kann dieser Aspekt in uns angestossen und aktiviert werden:

Crimson Tide: Schwierige Entscheidungen sind auf einem Atom-U-Boot in einem globalen Konflikt zu treffen.
Men Of Honour: Ein Schwarzer setzt sich entschlossen in der Domäne der Navies durch.
Unbroken: Ein amerikanischer Kriegsgefangener lässt sich nicht unterkriegen.
Sully: Ein Pilot muss eine Notwasserung vornehmen und rettet alle Insassen. Trotzdem steht ihm der Prozess an.
A Man For All Seasons: Ein Film-Oldie über die eindrückliche Standhaftigkeit des Thomas More vor seiner Hinrichtung.