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Werden und Vergehen

Werden und Vergehen

Seit jeher beschäftigt sich der Mensch mit existenziellen Fragen wie dem Werden und Vergehen. Das Thema zieht sich durch die ganze Philosophie- und Religionsgeschichte aller Kulturen. So verehrt man im Konzept des Trimurti im Hinduismus die Urgötter Brahma, den Schöpfer, Vishnu den Erhalter und Shiva den Zerstörer oder im Trivedi die weiblichen Gottheiten mit entsprechenden Funktionen Saraswati, Lakshmi und Kali. Bemerkenswert ist hier, dass die starke Wertung in unserer westlichen Kultur der gefeierten Geburt und des betrauerten Todes fehlt. Werden und Vergehen sind hier Bestandteile des Lebensrades (Samsara) und gleichwertig wirkende Kräfte, wobei es letztlich um Erlösung (Moksha) geht. Auch in Friedrich Hölderlins Gedicht über das Werden und Vergehen klingt diese Gleichwertigkeit an: 

Lass vergehen, was vergeht. 
Es vergeht, um wiederzukehren, 
Es altert, um sich zu verjüngen, 
Es trennt sich, um sich inniger zu vereinigen. 
Es stirbt, um lebendiger zu werden.

In den nördlichen und südlichen Hemisphären binden uns die Jahreszeiten in diesen Kreislauf von Werden und Vergehen. 

Das gefeierte Werden ist letzlich Materialisation, das betrauerte Vergehen Vergeistigung. In der Wertung unserer abendländischen Auffassung zeigt sich die Materie-Fixierung, die letztlich viel Leid mit sich bringt. Buddha spricht hier von Anhaftung (an die Materie), die Vergeistigung (Nirvana) verhindert. Untenstehendes Schaubild kann dies vergegenwärtigen. 

Werden und Vergehen

Die Griechen sprechen vom Spannungsfeld ‚Aither‘ (Geist) und ‚Gaia‘ (Materie, Welt), die Hindusiten von ‚Atman‘, wobei das Lebensrad ‚Samsara‘ den Menschen durch die Wiedergeburt an die Welt bindet, bis er sich von dieser Bindung durch ‚Moksha‘ (Erlösung) befreit. Für die Buddhisten ist Bewusstsein, Sein oder das Geistige ‚Nirwana‘.