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Das wahre Glück

Was ist das wahre Glück oder die wahre Glückseligkeit? Joachim Bauer unterschiedet das hedonischtische Glück und das eudaimonische Glück. Das hedonischtische Glück ist ein konsumatorisches Glück, das bestimmt wird durch Lust und das Einlösen von Waren. Dieses Glück setzt immer eine äussere Bedürfnis-Befriedigungsquelle voraus. Das eudaimonische Glück hingegen ist ein bedingungsloses Glück aus sich und dem Augenblick heraus. Dazu Bauer: „Wer nur das hedonistische Glück vor Augen hat, das sich in schnellen, konsumatorischen Befriedigungen erschöpft, aktiviert in seinem Körper (…) ein Genaktivitätsmuster, das Herz-, Krebs- und Demenzerkrankungen begünstigt und die Anfälligkeit für Viruserkrankungen erhöht. (…) Menschen, die sich dem eudaimonischen Glück verschrieben haben (hingegen), zeigen ein ganz besonderes Aktivitätsmuster ihrer Gene, das die Bewahrung von Gesundheit begünstigt.  “ (Selbststeuerung, die Wiederentdeckung des freien Willens, S. 13)

Das eudaimonische Glück wird etwa auch im Song „Happy“ von Pharrell Williams spürbar. Dieses Glück klingt auch in Gedichten der Mystikerin und Naturheilärztin Emma Kunz an:

40 GLÜCK

Ist das wohl Glück?
Was ich in bangen Stunden mir erträumet,
Doch ungezählt von Zweifeln weggeräumet,
Wenn oft ein tröstlich Hoffen überwiegte,
Bis doch der Glaube an das Glück dann siegte.

Das ist kein Glück.
Was du erkämpfet dir, was du erstritten,
Dabei in namenlosem Weh gelitten,
Bis endlich fandest du des Glückes Spur,
Es ist Erfüllung eines Wunsches nur.

Glück birgt der Augenblick.
Erhaben, gross kannst du es dann gewahren,
Doch leise nur zeigt es sich in Gefahren,
Vielleicht ein Opfer hat’s von dir erbeten,
Von vielen wird es mit dem Fuss getreten.

Auch in der Armut wird das Glück geboren,
Nicht immer hat es Reichtum auserkoren.
Es schenkt vergang’ne Tage uns zurück,
In der Erinnerung, das ist mein Glück.

41 GLÜCK

Beneide nie des andern scheinbar Glück,
Vielleicht misst er im gleichen Mass zurück.
Dir, der du glaubst vom Unglück auserkoren,
Zum Leiden nur, zum Zagen seist geboren.
Glück, wie es auch dem Nächsten scheinen mag,
Dir ist es oft die grösste Herzensplag‘,

Glück ist, was du in dir als Glück empfunden,
Das tief mit dem Bewusstsein sich verbunden.
Du sollst der Träger deines Glückes sein,
Nicht äusserlich, nur blenderischer Schein.
Ein stilles Glück vor allen trägt die Krone,
Ob im Besitztum, oder Geist es wohne.

42 GENÜGSAMKEIT

Nicht, weil Besitztum mir beschieden,
Fühl‘ ich mich unermesslich reich.
Mir ward Genügsamkeit hienieden,
Im vollen Becher dargereicht,
Auf diesem Grunde spiegelt sich
Die Welt so friedevoll,
Des Geistes Blume still erspriesst,
So mächtig, hoheitsvoll.

Wem gleicht Besitztum dieses Lebens?
Dem Blatt vom Wind geweht,
Nach Sturmeskampf fällt es zur Erde,
Wo es zu Grunde geht.
Denn was der Erde ist entnommen,
Verlanget sie zurück,Auch dich,
als Asche einst verglommen,
Der Rest vom ird’schen Glück.

Der Weise aber baut sich Flügel
Und schwingt sich himmelan.
Nicht Weltbegierde führt die Zügel,
Der Geist weist ihm die Bahn.

Emma Kunz, alle Gedichte