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Das innere Kind: Theorie, eine Übung und wichtige Erkenntnisse

Das Konzept des inneren Kindes

Das populärwissenschaftliche Konzept des inneren Kindes wurde stark von John Bradshaw, Erika Chopich und Margret Paul geprägt. Letztlich ist es ein spezifischer Aspekt der psychischen Multiplizität des Menschen (Vielfalt der inneren Anteile und Teilearbeit). Das Konzept geht davon aus, dass wir alle Kinder waren und dieses Kind-Sein auch in uns Erwachsenen als meist unbewusster Teil weiterlebt. Das innere Kind in uns handelt so, wie wir als Kind gehandelt haben und hat spezifische Bedürfnisse, die wir auch früher als Kind schon hatten: Bedürfnisse nach Schutz, kreativem Spiel etc. Soweit die Theorie in aller Kürze. Was aber sagt mein inneres Kind zu diesen Gedanken? Als Einstimmung auf diese unintellektuelle Ebene hilft vielleicht ein Musikstück von Christian Zehnder:

Christian Zehnders Triohatala bringt musikalisch die Extraversion zum Ausdruck

Mein inneres Kind

Innerer Beobachter: Mein inneres Kind ist vertieft in das Spiel mit Figuren. Es macht hie und da Geräusche mit dem Mund, die an Autos oder Stimmen erinnern. Es kümmert sich nicht um Gedanken und Konzepte, die nicht unmittelbar genug sind. Es ist in einem spielerischen Flow.

Die Beobachtung des inneren Kindes aktiviert weitere Teile in mir:

Innerer Pädagoge: Der innere Pädagoge sucht nach Erklärungen und Interpretationen, macht bezüglich des vertieften Spiels die Assoziation zu Maria Montessoris Polarisation der Aufmerksamkeit. Er stellt sich aber auch Fragen: Was braucht dieses Kind? Schutz und Anregung vermutlich, Aspekte, die Eltern-Anteile dem Kind zuströmen lassen.

Innere Eltern: Die inneren Eltern freuen sich über das intensive Spiel und schaffen einen sicheren Rahmen des Schutzes.

In dieser Art könnte man diese innere Geschichte weiterspinnen und untersuchen. Es gibt dabei einige interessante Aspekte zu erkunden und ich lade Dich ein, einzusteigen in eine Übung mit dem inneren Kind.

Eine Übung zum inneren Kind (wenn Du keine Lust oder Zeit hast, kannst Du diesen Teil auch überspringen)

Nimm dir einen Moment Zeit und komme zur Ruhe. Richte deine Aufmerksamkeit einige Atemzüge auf den Atem, bis du spürst, dass übermässige Anspannungen sich lösen. Spüre nun nach innen und nimm Kontakt auf mit deinem inneren Kind.

Was tut es? Versuche an dieser Stelle nicht deinem Wunschdenken zu erliegen oder zu beschönigen. Es ist in Ordnung, wenn es weint, wütend ist oder Streiche spielt.

Versuche dir nun vorzustellen, was dieses Kind braucht, um so zu sein, wie es ist. Braucht es Grenzen, Zuwendung, Kampf, eine Umarmung, Verständnis. Stelle dir nun vor, dass du diese Qualität dem inneren Kind zuströmst und spüre nach, wie sich das anfühlt.

Nun machen wir ein kleines Experiment. Fühle nun aus der Position des inneren Kindes, wie sich das anfühlt, wenn es das bekommt, was es braucht. Was macht das mit Dir? Wie fühlt sich das an? Was verändert sich in dir (Gefühle, Körper-Haltung und Spannungen etc.)

Mache dir nun bewusst, welche Position für dich gewinnbringender ist: die Position des Spenders und Kümmerers, oder die Position des Empfangenden. Vielleicht magst du auch kurz fantasieren, was sich in deinem Leben verändert, wenn diese Qualität dich dauerhaft begleitet.

Die Notwendigkeit in unserer Gesellschaft das innere Kind zu integrieren

Die Integration des inneren Kindes halte ich für die psychische Gesundheit des Menschen als unabdingbar. Viele von uns, gerade auch von Hochsensiblen, leiden unter ungünstigen familiären oder gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, Übergriffen oder Traumata. Sie können dazu führen, dass unsere kreative Lebendigkeit und Freude verdrängt werden von einer unterkühlten Beziehung zu sich selber und anderen gegenüber. Sie können aber auch dazu führen, dass wir in einen kompensatorischen Aktivismus verfallen und uns auspowern. Die Geburtsstunde vieler Burnout-und Erschöpfungs-Depressions-Schicksale liegt in unserer Kindheit, oder genauer gesagt in unserem inneren Kind.

Gerade auch für die Bindungstrauma-Arbeit ist deshalb sinnigerweise die Integration des inneren Kindes ein unumgänglicher Schritt, den wir in unserer Arbeit in Therapien, Coachings und Kursen grosse Aufmerksamkeit geben.