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Wesenszentriertes Problemmanagement

Des Häschens Weisheit: „Hattu Probleme, muttu lösen!“ ist wohl wahr. Nur, die viel zu selten gestellte Frage ist, wessen Probleme wir eigentlich dauernd lösen?
Letzthin sass mein Sohn leicht verzweifelt am Küchentisch, den gesenkten Kopf auf die Hand gestützt und murmelte: „Liebes Mathe-Buch: Werde endlich erwachsen und löse deine Probleme selber!“ Wir alle wissen, es tut das aber selbst nach über hundert Jahren Reformpädagogik immer noch nicht und von Kindsbeinen an werden wir auch heute noch trainiert, Probleme zu lösen, die eigentlich gar nicht die unseren sind.

Ein Beispiel

Neun Jahre werden wir in der Schule nivelliert. Das Motto ist höchstens in papiertigerartigen Leitbildern Ressourcen der Schüler zu stärken. Meist geht es immer noch darum, Schwächen auszumerzen, selbst auf die Gefahr hin, dass die restliche Lernlust auf der Strecke bleibt. Und dann sollten wir auf einmal wissen, wohin wir im Berufsleben steuern möchten…

Im Zug sitzen mir zwei Mädchen gegenüber, offenbar Gymnasiastinnen kurz vor ihrer Matura. Sie sprechen über Berufswahl und mir wird klar, dass sie so verläuft wie wohl zumeist: Man sitzt in Vorlesungen und schaut sich einmal an, was einen interessiert. So unterhalten sich die zwei über Sozialanthropologie, Anglistik, Linguistik… Ich frage mich: Was wird die Welt wohl von diesen Studien haben? Offenbar ist keine der beiden auf die Idee gekommen, sich zu fragen, welchen Beruf man ausüben möchte, was man zur Lösung der Probleme auf der Welt beitragen möchte. Sie können eben nur bis zur Nasenspitze schauen und denken. Denn das ist es, was sie gelernt haben. Was sie nicht gelernt haben: Eigene Probleme zu haben und zu lösen. Da kommt mir die Fingerszene in Patch Adams Film in den Sinn: Ein Genie in einem Irrenhaus läuft ständig herum und zeigt allen Passanten vier Finger: „Wieviele Finger sind es?“ „Vier“, meinen alle, woraufhin er lauthals loslacht. „Nein, Patch Adams“, erklärt er einem Menschen, der offen ist für echte Lösungssuche. „Schau genau hin, sieh nicht auf das Problem (die Finger), sieh auf die Lösung dahinter.“ Unter dem defokussierten Blick in die Ferne werden aus den vier Fingern acht.

Den Lösungsblick bekommen… Vielleicht auch etwas, was in Ihrem Leben einiges erleichtert und Grundlage davon ist, Dinge nicht nur schnell zu erledigen, sondern auch die richtigen Dinge zu tun. Fredmund Malik (Professor für Unternehmensführung) meint dazu: “An Effizienz mangelt es meistens nicht, aber an Effektivität, an Wirksamkeit: Es gibt immer noch keine bessere Definition für Effizienz und Effektivität als die Formulierung von Drucker: Effizienz heisst, die Dinge richtig tun; Effektivität heisst, die richtigen Dinge tun.“ (Führen, Leben, Leisten S. 303) Und die richtigen Dinge tun heisst eben eine Vision haben!