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Visionsarbeit oder der Tanz mit dem Leben


Der Einbezug von Visionen ist im Visionscoaching, in der Visionsarbeit und Beratung allgemein heute gang und gäbe.

In der systemischen Therapie, die besonders geprägt ist von der Palo-Alto-Schule um Virginia Satir und Paul Watzlawick sowie der Milwaukee-Schule um Insoo Kim Berg und Steve de Shazer fand ein Paradigmenwechsel von der Problemorientierung hin zur Ressourcen- und Lösungsorientierung statt. Es war nicht mehr länger die Frage, was das Problem ist, sondern welche Kräfte der Mensch in sich trägt, um Herausforderungen erfolgreich zu meistern. Diese Entwicklungen fanden ihren Ausdruck etwa in der lösungsorientierten Kurztherapie. Insbesondere Milton Erikson ist es zu verdanken, dass in diesem Veränderungsprozess der Beratung der Fokus noch stärker auf erwünschte Ziele gelenkt wurde: Ziel war demnach, den Blick weg von Problemen hin auf Lösungen zu richten, aus einer „Problem-Trance“ auszubrechen und sich dem Blick einer „Lösungs-Trance“ zu öffnen. Diese modernen Entwicklungen in der Beratung bilden die Grundlage einer visionsbasierten Beratung.

Viele dieser Gründerväter und Gründermütter einer ressourcen- und lösungsorientierten Therapie bezogen sich mit Ihrem Denken auf den Konstruktivismus. Der Konstruktivismus ist eine Philosophie, die davon ausgeht, dass der Mensch sich sein ganzes Universum oder zumindest die Beziehung zu unserer Mitwelt selber kreiert.  In einer Fortführung dieser Gedanken gelangen wir beim Gesetz der Anziehung, „The Law of Attraction“. So geht Rhonda Byrne in ihrem medienwirksamen Film „The Secret“ davon aus, dass wir im Leben genau das begegnen, was wir uns innerlich wünschen. Deutsche Autoren wie Bärbel Mohr und Pierre Frankh haben diesem Gedankengut auch im deutschen Sprachraum zu einem breiten Durchbruch verholfen. 

Skeptiker stellen sich nicht erst seit dem Krebstod von Bärbel Mohr die Frage, ob dieser mechanistische Ansatz auch wirklich funktioniert. Diese Frage möchten wir hier offen lassen und uns der Frage zuwenden: Welches sind denn die wirklich wichtigen Wünsche für mein Leben, denn möglicherweise gibt es auch Wünsche, die weniger tragend sind, die vielleicht sogar verfehlt sein mögen. 

Karl Gamper meint dazu, dass persönliche Wünsche und Visionen nur die halbe Miete sind. Letztlich geht es hier auch um die Berufung und das Schaffen eines sozialen Mehrwertes, der über das Ich-verkapselte Ego hinausgeht:

Es gibt nach Gamper zwei Kräfte, die zusammenfliessen sollen, die eigene Schöpferkraft aus uns heraus und eine kosmische Perspektive, wo durch mein Tun etwas in die Welt getragen wird, was einen Mehrwert schafft. Nicht alle unsere Ideen und Wünsche tragen eine soziale Dimension in sich, die die Welt einen Schritt weiter bringt. Ja, vielleicht können wir fortfahren und uns fragen: Hat nicht auch die Welt, der Kosmos, eine Vision für uns? 

Wir können hier auch von Talenten sprechen, die wir ins Leben mitbringen und unserer Mitwelt zufliessen lassen können, oder eben von Berufung.

Die Vision ist ein Abbild unserer eigenen Schöpferkräfte in die Zukunft projiziert. Die Berufung, dieser „Inner Call“, ist ein Aufruf der Welt an uns, unsere erarbeiteten Schätze zu teilen. Erst, wenn wir beide, so glauben wir, die Vision und die Berufung in eine Übereinstimmung bringen können und uns diesen beiden Kräften verpflichten, ensteht ein schöpferischer, kreativer und höchst wirkungsvoller Flow, der die Grundlage einer fundierten Visionsarbeit bildet.

Die Aufgabe einer visionsbasierten Beratung der Visions Schmiede GmbH mit der Methodik der Ganzheitlich Integrativen Visionsarbeit besteht darin, diese Kräfte herauszuarbeiten und den Menschen an die Schwelle zu führen, wo er diese beiden Kräfte zusammenfliessen lassen kann und in die Umsetzung dieser Kräfte geht. Der Entscheid, uns auf diese dritte Kraft und den Tanz mit dem Leben einzulassen, uns diesem Weg zu verpflichten, kann nicht selten gewaltige Kräfte freisetzen, von denen der Bergsteiger William H. Murry so eindrücklich in Anlehnung an ein Gedicht vom Johann W. Goethe spricht:

„Bis sich jemand verpflichtet hat, ist da ein Zögern, die Möglichkeit zum Rückzug… und immer Untauglichkeit. Über Entschlusskraft und Schöpfung gibt es eine grundlegende Wahrheit, und die Unkenntnis davon zerstört unzählige Ideen und grossartige Pläne: Und das ist, dass in dem Moment, da jemand sich endgültig verpflichtet, dann auch die göttliche Vorsehung Einzug hält.

Alle möglichen Dinge ereignen sich, um diesem zu helfen. Dinge, die sich sonst nie ereignet hätten. Ein ganzer Strom von Ereignissen ergibt sich aus der Entscheidung. Sie ruft für jenen, der die Entscheidung getroffen hat, alle möglichen unvorhergesehenen Vorkommnisse und Zusammenkünfte und stoffliche Hilfe hervor, von der kein Mensch sich hätte träumen lassen, dass sie auf diese Weise eintreffen würde. Ich habe einen tiefen Respekt vor einem von Goethes Zitaten entwickelt: ‚Was immer Du tun kannst, oder wovon Du träumst, Du könntest es tun; beginne damit! Kühnheit trägt Genius, Macht und Zauber in sich‘.“ The Scottish Himalayan Expedition, 1951